Zählen
Die Situation in Linum ist aufgrund des konzentrierten Schlafplatzes besonders günstig. Von September bis November finden sich an jeweils einem Tag in der Woche ehrenamtliche Kranichzähler in der Morgendämmerung an 8-12 Zählposten im Umkreis von 1 bis 2 km (Radius) ein, um die nach allen Richtungen ausfliegenden Kraniche jeweils in „ihrem“ Sektor zu zählen und die Ergebnisse mit genauen Uhrzeiten aufzuschreiben. Das dauert ca. 2 Stunden. Eventuelle Doppelzählungen durch Schwärme, die über die Sektorengrenzen fliegen, werden anhand der notierten Uhrzeiten abgeglichen. Auch Leute, die etwas von Statistik verstehen und die Zählungen mitgemacht haben, schätzen die Fehlerquote auf höchstens +- 5%. Die in den Zugmonaten laufend aktualisierten Zählergebnisse findet man z.B. www.grus-grus.eu.
Oktober 2018:
Kranichzählen hat es zu einer Karikatur in der Lokalzeitung geschafft. Ein "Quantensprung" sagt unser Freund Manfred. Aber: "nur noch" schätzen bedeutet nicht "frei Schnauze", sondern ist das Bemühen, nicht genau ermittelbare Zahlen dennoch so gut wie irgend möglich zu ermitteln. Und das machen wir. Wenn 100 Kraniche auf einmal kommen, werden sie 10 - 20 - 30 .... gezählt.
Beringen
Um Genaueres über das Verhalten der Kraniche zu erfahren, werden junge, noch nicht flugfähige oder ältere mausernde Vögel für wenige Minuten eingefangen, untersucht und beringt. Aufgrund internationaler Übereinkommen erhalten sie dabei 3 verschiedenfarbige Plastikringe am linken Bein (Landeskennung) und 3 Ringe am rechten Bein (individuelle Kennung), die viele Jahre halten und auch aus der Ferne ablesbar sind. Die ausgebrachten Kennungen werden international registriert (www.icora.de). In allen Kranichländern gibt es Aktive, die versuchen, mit ihren Spektiven beringte Kraniche abzulesen und zu melden. So werden die Lebensläufe einzelner Tiere erkennbar (wo/wann geschlüpft, wo die Winter verbracht, wo die Sommer, wo selber ein Nest gebaut usw.).
Besendern
Gelegentlich der Beringung werden dafür geeignet erscheinende Vögel (Körpergewicht ab 3 kg) auch mit Sendern ausgestattet (in Deutschland beringte Kraniche mehr als 3.000, davon mehr als 250 auch mit Sender).
Das waren bis etwa 2015 „einfache“ Peilsender, die in regelmäßigen Abständen ein „Piep“ aussenden, das bis zu 6-8 km entfernt empfangen werden kann.
Um welchen Kranich es sich handelt, ist anhand der Sendefrequenz zu erkennen. Voraussetzung war natürlich, dass Idealisten ihre Empfangsgeräte und Antennen aufgebaut haben in der Hoffnung, Signale von rastenden oder vorbeifliegenden Vögeln zu empfangen.
Die Weiterentwicklung schließt die Nutzung von Satelliten oder Mobilfunknetz ein. Immer kleinere und leichtere Sender können immer mehr Daten (Koordinaten des Ortes, Uhrzeit, Flugrichtung, -höhe usw.) an Satelliten oder ins Mobilfunknetz senden. Die Häufigkeit der Abrufe ist durch die Kapazität und damit das Gewicht der Stromversorgung begrenzt. Die Peilsender wogen etwa 65g und wurden dem Vogel mit Gummibändern wie ein Rucksack aufgepackt. Sie hielten etwa 3-4 Jahre und fielen dann ab. Alle Berichte betonen, dass keine gesundheitlichen oder verhaltensmäßigen Störungen der Vögel auftreten. Die neuen Minisender wiegen bis unter 20g und sind an zwei der farbigen Beinringe festgemacht.
Eine Biografie
Der Vogel auf dem Foto wurde am 17.06.2009 in Mecklenburg-Vorpommern als noch nicht flugfähiges Jungtier beringt und besendert. Dabei erhielt er den Code BuYBu-WYG (d.h. Blau/Gelb/Blau für Deutschland und Weiß/Gelb/Grün individuell). Bis Anfang November 2014 lagen von ihm 245 (!) Beobachtungen vor; davon aus 2013 und 2014 nur noch 15 bzw. 12 Beobachtungen (Batterie/Sender?). Für die meisten Winter gibt es Beobachtungen aus Spanien; für die Winter 2012/13 und 2013/14 gibt es nur Meldungen aus Frankreich. In Deutschland ist er meistens in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen beobachtet worden (Route „1“ im Kapitel „Der Zug der Kraniche“); einige Male aber auch in Brandenburg und Thüringen (Route 2).
Mehr zu Loode und seinen Flugleistungen im Alter von drei Jahren finden Sie hier.
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